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Nachgefragt bei... Prof. Dr. med. Dieter Köberle

Der Leiter der Medizinischen Klinik, Leiter Tumorzentrum und Chefarzt der Onkologie gibt Einblicke in die Krebsbehandlung.

Prof. Köberle, welches sind die wichtigsten Entwicklungen in der Onkologie?
Die Onkologie ist ein relativ junges Fach. Heutzutage verfügen wir laufend über mehr Erkenntnisse, wie dieTumoren auf Zellebene gesteuert sind. Dies führte zu den ersten therapeutischen Massnahmen in Richtung einer individualisierten zielgerichteten Therapie.

Dabei wird versucht, auf die Zellphysiologie einzuwirken, indem gewisse Zellmechanismen blockiert werden. Die Forschung steht erst am Anfang, aber in diesem Ansatz liegt ein ungeheures Potenzial. Sehr viel weiteres Potenzial haben die Immuntherapien – Medikamente, die das Immunsystem gezielt stimulieren, um einen Antitumoreffekt auszulösen. Viele Pharmafirmen haben aufgehört, neue Chemotherapeutika zu entwickeln, obgleich diese im Moment immer noch die Hauptstützen in der medikamentösen Tumortherapie sind.


Ist Krebs heute heilbar?
Verallgemeinernd darf man sagen, dass dank der Kombination von Chemotherapie, Strahlentherapie und Chirurgie die Heilungschancen bei den meisten Tumorerkrankungen gestiegen und die Sterberate gesunken ist. Auch bei Patienten mit unheilbarem Krebsleiden hat die Lebenszeit kontinuierlich zugenommen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung erkranken aber insgesamt immer mehr Patienten an Krebs, weil dies in erster Linie eine Alterserkrankung ist.


Erhalten alle Patienten mit der gleichen Krebsart die gleiche Therapie?
Im Gegenteil: Eine tägliche Herausforderung ist es, von den vielen Möglichkeiten die beste Behandlungsoption für den Einzelnen herauszufinden. Da wir immer mehr Patienten im hohen Alter und mit schwerwiegenden, häufig auch zahlreichen, Begleiterkrankungen behandeln, gilt es, sorgfältig abzuwägen.

Die beste Therapie muss nicht zwingend die maximale Therapie sein, insbesondere wenn eine Heilung nicht mehr erreicht werden kann. Die Konzentration auf das Wohl des Patienten und auf von ihm mitbestimmte Behandlungsziele sind die Maxime unseres ärztlichen Handelns.

Wie muss man sich dieses Abwägen vorstellen?
In der Onkologie ist der Einbezug von Spezialisten in der Abklärung und Behandlung unvermeidbar. Die Situation wird rasch sehr komplex und die fortlaufende, interdisziplinäre Überprüfung der Behandlungsstrategie ist eine Notwendigkeit. Das bedingt auch einen intensiven Informations- und Meinungsaustausch auf Augenhöhe und zwar zum Patienten und zu den internen wie externen Kollegen. Die Tumorboardsitzungen sehe ich als qualitätsbildendes Element. Das sind hohe und zeitintensive Ansprüche.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, trotz Beschleunigungstendenzen im Alltag ausreichend Zeit für die Kommunikation und die Belange unserer Patienten aufzuwenden. Das ist ein wesentliches Element guter Medizin. Auch die gemeinsame Suche nach der besten Möglichkeit braucht Zeit, da es in der Onkologie keine Patentlösungen gibt.

Geht die Betreuung am Claraspital über das rein Medizinische hinaus?
Wir streben eine ganzheitliche Behandlung unserer Patienten an, die auch seelische, soziale und spirituelle Bedürfnisse umfasst. Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung, zur Radioonkologie und zur Chirurgie verfügen wir über eine Palliativstation mit acht Einbettzimmern. Diese steht onkologischen wie auch Patienten anderer Abteilungen offen. Gleichzeitig werden unsere Patienten von einem multiprofessionellen Team betreut, zusammengesetzt aus Pflegefachkräften, Ärzten, Kunsttherapeutin, Musiktherapeutin, Seelsorgenden, Mitarbeitenden des psychoonkologischen Teams sowie je nach Bedarf aus Physiotherapeuten, Ernährungstherapeutinnen und Sozialarbeiterinnen. Das ist das, was wir inhouse anbieten können.

Ganz in der Nähe, an der Lukas Legrand-Strasse, entsteht das Begegnungszentrum Cura. Dieses bietet ein niederschwelliges, krankheitsübergreifendes Angebot für chronisch Kranke, Krebspatienten, Angehörige und Interessierte, und schlägt eine wertvolle Brücke zwischen der Versorgung im Spital und dem Leben zu Hause. Die vielfältigen Angebote von Cura sollen mithelfen, die Resilienz chronisch Kranker zu erhöhen, das Umfeld zu entlasten, existenziellen Verunsicherungen entgegenzutreten und damit die Lebensqualität sowie die Autonomie der Betroffenen zu verbessern.

 

 

Zur Person
Prof. Dr. med. Dieter Köberle ist Leiter der Medizinischen Klinik und Chefarzt der Onkologie. Er leitet zusammen mit Prof. Dr. med. Wolfgang Harms das Claraspital Tumorzentrum. Dieter Köberle engagiert sich seit Jahren intensiv in der Krebsforschung und hat am Claraspital die Forschungsprogramme weiter aufgebaut. 

 

Das Tumorzentrum des Claraspitals
Mehr als ein Drittel aller Krebspatienten der Region Nordwestschweiz vertraut dem Fachwissen und der Kompetenz unserer Spezialisten. In unserem Tumorzentrum behandeln wir sämtliche onkologischen und hämatologischen Tumoren. Dazu bieten wir unseren Patienten die komplette onkologische und hämatologische Diagnostik, kurative und palliative Therapien sowie psychoonkologische Unterstützung. Auch für Zweitmeinungen steht unser interdisziplinäres Ärzteteam zur Verfügung. Für schwer und unheilbar erkrankte Patienten besitzen wir eine eigene Palliativstation. Unser Tumorzentrum bietet die vier wichtigsten Säulen der Tumortherapie an, die in vielen Fällen kombiniert eingesetzt werden: medikamentöse Therapie, die Chirurgie, die Strahlentherapie und seit wenigen Jahren auch die Immuntherapie.

Alles unter einem Dach: das Tumorzentrum am Claraspital

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