Pan­kre­as­kre­bs: Bas­ler Ex­per­ti­se set­zt neue welt­weite Mass­stä­be

12. November 2025
For­schen­de des Uni­ver­si­täts­spi­tals Ba­sel und von Clar­un­is ha­ben erst­mals in ei­ner gros­sen Ver­gleichs­stu­die in­ter­na­tio­na­le Re­fe­renz­wer­te zur to­ta­len Pan­krea­s­ent­fer­nung de­fi­niert. An der Stu­die nah­men 25 füh­ren­de me­di­zi­ni­sche Zen­tren, dar­un­ter die Mayo Cli­nic und das Johns Hop­kins Ho­spi­tal un­ter Bas­ler Lei­tung teil, und lie­fern neue Er­kennt­nis­se, die welt­weite Stan­dards set­zen wer­den.

Immer mehr Menschen sterben an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die United European Gastroenterology (UEG) bezeichnet Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) als eine „medizinische Notlage in Europa“. Er ist für die zweithöchste Zahl von Todesfällen durch Krebserkrankungen des Verdauungstrakts verantwortlich und weist die niedrigste Überlebensrate aller Krebsarten in Europa auf.

Hochkomplexer Eingriff ohne Vergleichswerte
Eine totale Pankreatektomie (TP) ist bei fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs oder multifokalen Tumoren erforderlich. Bisher fehlten jedoch international einheitliche Referenzdaten, um Ergebnisse verschiedener Zentren und Spitäler aussagekräftig vergleichen zu können. «Ohne international anerkannte Vergleichswerte konnten Kliniken ihre Ergebnisse kaum objektiv einordnen», erklärt Studienleiter PD Dr. Philip C. Müller. Forschende des Universitätsspitals Basel (USB) und der Clarunis haben nun erstmalig in einer internationalen Studie mit 25 Zentren die Operationsergebnisse untersucht. 

Höhere Risiken und überraschende Todesursachen
Weltweit renommierte Spitäler wie die Mayo Clinic oder das Johns Hopkins Hospital nahmen an der Studie unter Basler Leitung teil; insgesamt wurden die Daten von 994 Patientinnen und Patienten analysiert. Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass selbst unter idealen Bedingungen die Sterblichkeit bei der Totalentfernung bei 6,3 Prozent liegt – viermal höher als bei Teiloperationen. Wenn zusätzlich grosse Blutgefässe mitentfernt werden müssen, steigt die Mortalität auf fast 11 Prozent. Diese Risiken sind selbst ohne klassische Komplikationen höher als erwartet. 
Ausserdem konnten die häufigsten Todesursachen identifiziert werden: septischer Schock (42 Prozent), Blutungen (29 Prozent) und Darmischämien (14 Prozent).

Onkologischer Vorteil bei radikaler Tumorentfernung
Die vollständige Entfernung geht zwar mit deutlich höheren Komplikationsraten einher als Teileingriffe. Die Langzeitüberlebensraten sind jedoch nach Totalentfernung vergleichbar mit Teiloperationen, die Lymphknotenausbeute sogar höher (29 vs.16 Knoten). «Die radikalere Entfernung könnte bei bestimmten Tumoren einen onkologischen Vorteil bieten», sagt Prof. Beat Müller, Chefarzt der Viszeralchirurgie. Dieser mögliche Nutzen müsse jedoch sorgfältig gegen die erhöhten Risiken abgewogen werden.

Diese Studie wurde im Fachjournal JAMA Surgery veröffentlicht und wird die weltweiten Standards für einen der anspruchsvollsten chirurgischen Eingriffe setzen. 

 

JAMA Surgery «International Reference Values for Surgical Outcomes of Total Pancreatectomy»

Vergleichsstudie

Autor/innen

Das zer­ti­fi­zier­te Pan­kre­as­kar­zi­nom­zen­trum von Clar­un­is – Uni­ver­si­tä­res Bauch­zen­trum Ba­sel

Das zertifizierte Pankreaskarzinomzentrum von Clarunis bietet das gesamte Spektrum der Vorsorge, Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Tumoren der Bauchspeicheldrüse in allen Stadien an. Im zertifizierten Pankreaskarzinomzentrum des Universitären Bauchzentrums werden Bauchspeichelkrebsoperationen häufig durchgeführt: Mit über 100 Bauchspeicheldrüsenoperationen im Jahr 2023 ist Clarunis eines der grössten Zentren für Bauchspeicheldrüsenchirurgie in der Schweiz.

Prof. Dr. med. Beat Müller, ausgewiesener Pankreas- und Robotikexperte, entwickelt in seiner Rolle als Chefarzt Viszeralchirurgie und Leiter des Viszeralonkologischen Zentrums für Bauchspeicheldrüsenkrebs, Speiseröhrenkrebs sowie Darm- und Analkrebs bei Clarunis zusammen mit seinem Stellvertreter Prof. Dr. med. Adrian Billeter das Pankreaszentrum in zwei strategische Stossrichtungen weiter. Zum einen werden jetzt regelmässig auch Tumore in fortgeschrittenem Stadium entfernt, die von anderen Ärzt/innen zunächst als unheilbar beurteilt wurden. Das gibt Hoffnung für Patienten, die an einer der gefährlichsten Krebsformen erkrankt sind.

Zum anderen werden komplett minimalinvasive und gewebeschonende Operationen routinemässig und in einem hohen Prozentsatz mit dem Operationsroboter durchgeführt. Der Da Vinci Xi-Roboter bietet mit seinem der menschlichen Hand gleichenden Bewegungsumfang sowie der 10-fachen Vergrösserung und der 3D-Darstellung im Videobild ein erhöhtes Mass an Präzision und Übersicht, sodass Spezialist/innen erfolgsversprechender solche ausgedehnten Operationen durchführen können. Der für die Patient/innen dank minimalinvasivem Zugang schonendere Eingriff verursacht weniger postoperative Schmerzen, ermöglicht einen kürzeren Spitalaufenthalt und darüber hinaus eine raschere Rekonvaleszenz als bei konventionellen Techniken.