Human Resources

First-Level-Supporter in allen Covid-Fragen

Covid beschäftigt nicht nur medizinische und pflegerische Mitarbeitende. Die vielen Fragen, die Covid aufwirft, halten seit gut zwei Jahren das HR-Team auf Trab – und flexibel.

Geprägt sei die Zeit aus ihrer Sicht durch eine sehr hohe Unsicherheit – auf allen Ebenen. «Bestimmungen und Regelungen beispielsweise wechseln dauernd», sagt Jolanda Pezzoli, Leiterin HR im Claraspital. «Üblicherweise werden sie am Freitag erlassen und gelten schon ab Montag.»

Eine besondere Herausforderung stellten auch die unterschiedlichen Bestimmungen in den drei Ländern, aber auch der Nordwestschweizer Kantone dar, bei denen es gilt, jeweils möglichst rasch die Auswirkungen für die Mitarbeitenden abzuklären. Bereits ab dem frühen Morgen klingelt dann das Telefon im HR, weil die Mitarbeitenden wissen möchten, was das nun für sie bedeutet. Dabei wüssten zu diesem Zeitpunkt selbst die Behörden häufig noch nicht, wie die Umsetzung genau aussehen solle, weil die Ausführungsbestimmungen noch fehlten. «Inzwischen haben wir zu vielen Ämtern und Behörden einen direkten Draht», sagt Jolanda Pezzoli schmunzelnd.

 «Die Mitarbeitenden wenden sich mit den unterschiedlichsten Fragen an uns», ergänzt Ramona Bussmann, stellvertretende Leiterin HR, «manchmal sogar mit medizinischen». Muss jemand in Isolation, erhalte er vom Kanton zwar eine Anleitung, wie man sich zu verhalten habe, rufe aber dennoch das HR an. «Oft sind die Leute in diesem Moment im Stress und mit der Situation überfordert. Sie suchen deshalb bei uns Rat oder einfach die Bestätigung, dass sie alles richtig machen.»

Viele neue Themen


«Wir haben unglaublich viel gelernt», fährt Ramona Bussmann weiter: «Wir mussten uns in ganz neue Disziplinen einarbeiten, Kinderbetreuungen und Impfaktionen organisieren, Pensionierte und Freiwillige aktivieren, uns mit Datenschutz-Fragen und IT-Applikationen auseinandersetzen. Und wir testen jede Anleitung, damit wir bei Fragen kompetent Auskunft geben können.»

«Das Thema Kinderbetreuung hat uns von Beginn weg beschäftigt», erzählt Jolanda Pezzoli. «Wir haben eine Frauenquote von 80 Prozent, von denen viele eine Familie haben». Sobald jemand einen positiven Fall in der Familie habe, in Quarantäne muss oder wenn es bei den Schulen wieder eine Änderung gebe, habe das HR geschaut, was es für Betreuungsmöglichkeiten gebe. «Wir hatten auch Personen, die sich freiwillig als Babysitter gemeldet haben.»

Oder der Datenschutz. Das HR muss beispielsweise die Covid-Zertifikate der Mitarbeitenden anfragen. Doch welche Daten dürfen in diesem Zusammenhang erhoben werden, was nicht, wo muss eine Freigabe eingeholt werden etc.? Das HR musste sich minutiös in diese Fragestellungen einarbeiten und wendete viel Zeit für Recherchen auf, um den Datenschutz aller Mitarbeitenden zu wahren.  

 

 

Gelebtes Kulturkriterium «Gemeinsam»

 

Bei allen Widrigkeiten hat die Arbeit rund um Covid auch gute Aspekte hervorgebracht. «Das Gemeinsame, unser Kulturkriterium, war sehr relevant», sagt Ramona Bussmann. V.a. mit den anderen Abteilungen, der Infektiologie und der Pflege, der Apotheke und der Spitalhygiene arbeite das HR sehr stark und gut zusammen, z. B. für die Impfaktionen. «Wir haben die Leute von einer anderen Seite kennengelernt. Die Infektiologie hatte fast ein zweites Büro hier bei uns.» Hätte dieses zusammen an einem Strick ziehen nicht so gut geklappt, wäre alles noch viel aufwendiger geworden, so Bussmann. Gross war der Aufwand dennoch: Jolanda Pezzoli schätzt, dass 1 FTE ausschliesslich mit Covid beschäftigt ist. «In Peakzeiten sicher noch mehr.»

«Dank Covid wissen nun auch wirklich alle Mitarbeitenden, was HR und wo das HR ist», ist Ramona Bussmann überzeugt. «Sie mussten zu uns kommen und ihr Zertifikat abgeben, sie kamen wegen Impfterminen oder wegen anderer Dinge». Und es gab auch immer wieder amüsante Anekdoten. «Einmal, ganz am Anfang, mussten wir zum Beispiel einen Bewerber für eine Oberarztstelle beim deutschen Zoll aus der Zelle holen», erzählt Jolanda Pezzoli. «Als die Grenze nur für Grenzgänger geöffnet war und strickte Einreisebestimmungen galten, brauchte man einen validen Grund, um über die Grenze zu kommen. Der Zoll erachtete ein Vorstellungsgespräch nicht als solchen und weil an diesem Abend kein Zug mehr nach Deutschland zurückfuhr, haben sie den Herrn über Nacht in eine Zelle gesteckt.» Am nächsten Tag sei es dem HR gelungen, den Kandidaten auszulösen und beim Zoll abzuholen. «Er hat es sehr geschätzt, dass wir uns sofort gekümmert und für ihn eingesetzt haben und die ganze Zeit mit ihm in Kontakt geblieben sind. Heute ist er bei uns angestellt.»

«Was sich durch die ganze Zeit durchgezogen hat, ist, dass wir immer flexibel sein und schnell reagieren mussten», sagt Jolanda Pezzoli. «Dabei kam uns zugute, dass wir im HR-Team sehr vernetzt und transparent arbeiten». «Aber», sagt sie, «zwei Jahre Covid ermüden psychisch und physisch. Die Leute sind dünnheutiger geworden und wir bemerken eine sinkende Motivation. Das gilt aber natürlich nicht nur für das Gesundheitswesen».