Zertifizierte Spezialisierte Palliative Care

Bedürfnisorientiert die situationsbezogen beste Lebensqualität ermöglichen

Das Claraspital ist das einzige Akutspital in der Region Basel mit einer eigenen spezialisierten Palliativstation für Patient/innen in komplexen oder instabilen palliativen Krankheitssituationen. Im Vordergrund steht nicht die Behandlung der ursächlichen Erkrankung, sondern die Lebensqualität, die Würde und die Selbstbestimmung der betroffenen Menschen. Körperliche, psychische, soziale und spirituelle Bedürfnisse werden in gleicher Weise beachtet.Im November 2021 wurde die spezialisierte Palliative Care Station erfolgreich durch qualitépalliative zertifiziert.

Chronische, unheilbare Erkrankungen oder das bevorstehende Sterben beeinträchtigen in der Regel die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen, manchmal in einem bedrohlichen Ausmass. «Gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen findet das Palliativteam bedürfnisorientierte Lösungen, die situationsbezogen die beste Lebensqualität ermöglichen.» sagt Dr. Eva Balmer, fachliche Leiterin Palliativstation.

In ihrem Behandlungskonzept orientiert sich die Palliativstation des Claraspitals am «Rahmenkonzept Palliative Care Schweiz», dem ein personenbezogener Ansatz zugrunde liegt. Für die Abbildung des Leidens und die Erstellung eines entsprechenden Behandlungsplans sind daher nicht die medizinischen Diagnosen, sondern die Bedürfnisse und Sorgen des betroffenen Menschen und seiner Bezugspersonen ausschlaggebend bzw. richtungsweisend.

Freiwilliger Helferdienstes


Eine Voraussetzung für die Qualitätsauszeichnung «Zertifizierte Spezialisierte Palliativstation» war die Institutionalisierung eines freiwilligen Helferdienstes. «Die Atmosphäre auf der Palliativstation ist geprägt von Motivation, Behutsamkeit, Geduld, Sinn und ethischer Haltung jedem Menschen gegenüber. In dieser Umgebung einen Beitrag leisten zu dürfen, empfinde ich als Geschenk», sagt Ursula Oberlin, eine der 4 freiwilligen Helferinnen. «Wir schulen unsere Freiwilligen sorgfältig. Sie begleiten die Patientinnen und Patienten, sitzen bei ihnen, hören zu oder lesen etwas vor, und entlasten damit auch die Angehörigen», ergänzt Anna Pertoldi, Leiterin Pflege der Palliativstation.

«Pflegerische Aufgaben sind hingegen den ausgebildeten Pflegefachpersonen vorbehalten.» Die freiwilligen Helferinnen sind voll und ganz ins Stationsteam integriert: «Die Offenheit und Unterstützung, mit der mir ausnahmslos alle vom Team begegnen, beeindruckt mich sehr», so Ursula Oberlin.

Die Helferin Eva Teuscher erklärt: «Ich erlebe die Einsätze als eine lohnende und erfüllende Tätigkeit. Begleitung in der letzten Lebensphase der Menschen erlauben mir, einfach für sie da zu sein und sie die Wertschätzung ihres Lebens erfahren dürfen. Zum Teil ist es mir auch möglich, strukturierte Gespräche zu führen, wenn ich eine Brücke in der ersten Kontaktaufnahme aufgebaut habe.

Ich habe diesbezüglich keine Berührungsängste, daher finde ich es enorm wichtig, gerade in der Sterbephase einfach die Hand zu halten, auf Wunsch aus der Bibel, dem Koran, oder was auch immer vorzulesen, Musik zu hören und auf die Bedürfnisse des Betreffenden einzugehen.  Auch das Schweigen kann sehr bewegend erlebt werden, denn allein die Anwesenheit im Raum kann für den betreffenden Menschen sehr beruhigend wirken, um Vertrauen aufzubauen. Dies sind meine Erfahrungen aus der Betreuung sterbender Menschen.»

 

 

Pflegerisches und interprofessionelles Fortbildungsangebot


Das in den letzten Jahren grosszügig entwickelte und implementiere pflegerische und interprofessionelle Fortbildungsangebot im Claraspital wurde 2021 intensiv genutzt. Beispiele sind Pflegeschwerpunkttage, Onkologieeinführung und -Refresher, prospektive Fortbildung Medizin und Chirurgie. Neu werden auch interne und externe Weiterbildungsangebote spezifisch zum Thema Palliativ Care gemacht, die von den pflegerischen und ärztlichen Mitarbeitenden der Palliativstation intensiv genutzt werden. Im Bereich Palliative Care und spezifischen Symptommanagement hat der Einsatz des Konsiliardienstes zu Mitarbeiterbefähigung und Wissensvermittlung beigetragen.

 

 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit auf der Palliativstation

 

Ein interprofessionelles Team übernimmt die Behandlung: Das Kernteam besteht aus diplomierten Pflegefachpersonen und Fachärzt/innen mit vertieften fachlichen Palliative Care Kompetenzen. Das erweiterte Team setzt sich zusammen aus Fachleuten der Psychologischen Dienste, Kunst- und Musiktherapie, der Seelsorge, der Sozialarbeit, der Physiotherapie und der Ernährungsberatung.

Den Patient/innen auf der Palliativstation steht das gesamte medizinische Leistungsangebot des Claraspitals zur Verfügung. So besteht beispielsweise eine enge Zusammenarbeit mit dem Ambulatorium Onkologie/Hämatologie: Patient/innen, die auf der Palliativstation hospitalisiert sind und eine Chemotherapie benötigen, erhalten dort ihre medikamentöse Therapie.

Im Jahr 2021 konnte die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen dem Palliativteam und dem ärztlichen und pflegerischen Kollegen der Bettenstation noch weiter gestärkt und vertieft werden. Der interprofessionelle Palliativkonsiliardienst, bestehend aus ärztlichen und pflegerischen Mitarbeitenden, kam auf allen Bettenstationen im Haus zum Einsatz, sodass eine individuelle bedürfnisgerechte Betreuung der Patient/innen gewährleistet werden konnte.

Die Gefässe für die interprofessionelle Zusammenarbeit – Visiten, Palliativ Care Konsil, Fallbesprechungen,  Informationsaustausch (Rundtischgespräche) und gemeinsamen Entscheidungsfindung (ethische Fallbesprechungen) – konnten gezielt eingesetzt und ergebnisorientiert geführt werden.